Spanien gehört seit Jahren zu den beliebtesten Auswanderungszielen der Deutschen. Sonne, Meer, ein entspanntes Lebensgefühl und eine kulturelle Nähe zu Deutschland machen das Land attraktiv. Doch das Leben im Süden hat nicht nur Vorteile. Die hohe Arbeitslosenquote, niedrige Gehälter und ein weniger ausgeprägtes Sozialsystem können Herausforderungen mit sich bringen. Wer sich jedoch gut vorbereitet und mit realistischen Erwartungen an die Sache herangeht, kann in Spanien ein neues Zuhause finden.
Warum Spanien als Auswanderungsziel so beliebt ist
Rund 53.000 Deutsche haben sich bereits erfolgreich in Spanien niedergelassen. Besonders für diejenigen, die sich einen Neuanfang wünschen, aber nicht zu weit von Deutschland entfernt sein wollen, ist das Land eine interessante Option. Die spanische Lebensart, das milde Klima und die niedrigeren Lebenshaltungskosten in vielen Regionen sind große Pluspunkte.
Doch Spanien ist nicht nur ein Urlaubsparadies, sondern auch ein Land mit wirtschaftlichen Herausforderungen. Trotz einer leichten Erholung der Wirtschaft in den letzten Jahren ist die Arbeitslosenquote mit über 12 % (Stand 2024) weiterhin hoch, besonders bei jungen Erwachsenen. Wer auswandert, sollte also entweder bereits einen Job in Aussicht haben, ortsunabhängig arbeiten oder über ausreichende finanzielle Reserven verfügen.
Leben und Arbeiten in Spanien: Was du wissen musst
Der spanische Arbeitsmarkt ist nach wie vor von großen Unterschieden geprägt. Während es in einigen Branchen gute Jobchancen gibt, ist es in anderen Bereichen schwierig, eine Anstellung zu finden. Besonders betroffen sind Berufe im Baugewerbe und Einzelhandel, da die Wirtschaftskrise in diesen Sektoren besonders stark gewütet hat. Dennoch gibt es Branchen, in denen Fachkräfte gesucht werden. Dazu gehören der Tourismussektor, die Gastronomie, IT-Berufe und der Gesundheitsbereich.
Das Lohnniveau ist in Spanien niedriger als in Deutschland. Mehr als 18 Millionen Arbeitnehmer verdienen weniger als 1.100 Euro pro Monat bei einer Vollzeitstelle. Der gesetzliche Mindestlohn liegt derzeit bei rund 1.134 Euro brutto im Monat (Stand 2024). Wer in Spanien arbeiten möchte, sollte daher genau prüfen, ob das Gehalt ausreicht, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Besonders in Großstädten wie Madrid oder Barcelona können Mieten hoch sein.
Wo lebt es sich am besten?
Spanien ist ein vielfältiges Land, das für jeden Geschmack etwas bietet. Madrid als Hauptstadt ist das wirtschaftliche Zentrum mit über sechs Millionen Einwohnern im Ballungsraum. Barcelona punktet mit seiner internationalen Atmosphäre und der Nähe zum Mittelmeer. Valencia ist eine attraktive Alternative mit niedrigerem Mietniveau und hoher Lebensqualität. Wer das ruhige Inselleben bevorzugt, findet auf Mallorca oder den Kanaren ideale Bedingungen. Andalusien hingegen lockt mit günstigen Lebenshaltungskosten und ganzjährig warmem Klima.
Die Wahl des Wohnortes hängt stark von deinen individuellen Bedürfnissen ab. Wer auf einen Job angewiesen ist, sollte sich eher in größere Städte orientieren, während digitale Nomaden oder Rentner auch in ruhigeren Gegenden gut leben können.
Wie funktioniert das Einwandern nach Spanien?
Da Spanien zur EU gehört, ist die Einwanderung für deutsche Staatsbürger unkompliziert. Ein gültiger Personalausweis reicht für die Einreise und den langfristigen Aufenthalt. Wer jedoch länger als drei Monate bleiben möchte, muss sich bei der örtlichen Behörde registrieren lassen und eine Número de Identificación de Extranjero (NIE) beantragen. Diese Steuernummer ist notwendig, um ein Bankkonto zu eröffnen, einen Job anzunehmen oder eine Wohnung zu mieten.
Zwar ist kein Einkommensnachweis für die Einreise erforderlich, doch in manchen Fällen kann es sein, dass Behörden sehen wollen, ob du dich für einen bestimmten Zeitraum selbst versorgen kannst. Wer mit größeren Summen Bargeld einreist, sollte wissen, dass Beträge über 10.000 Euro beim Zoll deklariert werden müssen.
Gesundheitssystem und soziale Absicherung
Das spanische Gesundheitssystem unterscheidet sich vom deutschen. Es gibt zwar ein öffentliches Gesundheitswesen, doch dieses ist nicht mit der umfassenden Absicherung in Deutschland vergleichbar. Lange Wartezeiten und eingeschränkte Leistungen sind häufige Probleme. Eine private Krankenversicherung ist daher dringend zu empfehlen. Bereits ab etwa 40 Euro im Monat gibt es Versicherungen, die für Zuzahlungsfreiheit bei Medikamenten sorgen. Allerdings sind kostspielige Behandlungen oder Operationen nicht immer abgedeckt, sodass sich eine zusätzliche Absicherung lohnt.
Auch das Sozialsystem ist weniger ausgeprägt als in Deutschland. Arbeitslosenunterstützung gibt es nur für diejenigen, die in Spanien bereits Beiträge gezahlt haben, und selbst dann fällt sie oft niedriger aus als in Deutschland. Wer in Spanien lebt, sollte sich daher frühzeitig mit finanziellen Rücklagen absichern.
Sprache als Schlüssel zum Erfolg
Englisch ist in Spanien längst nicht so verbreitet wie in anderen europäischen Ländern. Besonders in kleineren Städten oder bei Behördengängen kann es schwierig sein, ohne Spanischkenntnisse weiterzukommen. Wer in Spanien arbeiten möchte, sollte daher zumindest Grundkenntnisse der Sprache mitbringen. Wer mehrere Sprachen beherrscht, hat deutlich bessere Jobchancen, insbesondere in internationalen Unternehmen oder im Tourismussektor.
Immobilienmarkt: Mieten oder kaufen?
Der spanische Immobilienmarkt hat in den letzten Jahren große Schwankungen erlebt. Während der Finanzkrise brachen die Preise um bis zu 15 % ein, was zu einem Überangebot an Wohnungen führte. Auch heute gibt es in manchen Regionen noch immer viele leerstehende Immobilien.
Wer sich dauerhaft in Spanien niederlassen möchte, sollte genau überlegen, ob Mieten oder Kaufen die bessere Option ist. Während in Städten wie Barcelona und Madrid die Mieten hoch sind, gibt es in ländlichen Gegenden und an der Küste oft günstige Kaufmöglichkeiten. Viele Deutsche entscheiden sich für den Kauf einer Immobilie, da die Preise im Vergleich zu Deutschland oft noch erschwinglich sind. Wichtig ist dabei, sich vorher gut über rechtliche Bedingungen und mögliche Fallstricke zu informieren.
Rückkehr nach Deutschland: Was passiert mit deinen Ansprüchen?
Nicht jede Auswanderung ist für immer. Falls du irgendwann nach Deutschland zurückkehren möchtest, stellt sich die Frage, was mit deinen Rentenansprüchen und anderen Leistungen passiert. Zwischen Deutschland und Spanien gibt es ein Sozialversicherungsabkommen, sodass du deine in Spanien erworbenen Rentenansprüche nicht verlierst. Ebenso die Rentenansprüche, die du aus Deutschland weiterhin hast. Dazu auch interessant: Rentenanspruch bei Auswanderung innerhalb der EU.
Auch steuerlich solltest du dich gut informieren, besonders wenn du in Spanien eine Immobilie oder Einkünfte hast. In manchen Fällen kann es zu einer doppelten Besteuerung kommen. Dazu eine Übersicht in dem Artikel Steuerliche Aspekte der Auswanderung: So vermeidest du Doppelbesteuerung. Zudem werden nicht alle spanischen Berufsabschlüsse in Deutschland automatisch anerkannt. Wer in Spanien in einem reglementierten Beruf arbeitet (z. B. im Gesundheitswesen oder Ingenieurwesen), sollte sich vorab über mögliche Nachqualifikationen informieren.
Fazit: Lohnt sich das Auswandern nach Spanien?
Spanien bietet eine hohe Lebensqualität, ein angenehmes Klima und eine entspannte Lebensweise. Besonders für Selbstständige, Rentner oder digitale Nomaden kann das Leben dort viele Vorteile haben. Wer auf eine feste Anstellung angewiesen ist, muss jedoch mit niedrigen Löhnen und einem schwierigen Arbeitsmarkt rechnen.
Mit einer guten Vorbereitung, ausreichenden finanziellen Rücklagen und soliden Sprachkenntnissen kann Spanien jedoch eine großartige neue Heimat werden.
Euer Team traumauswandern.de