Manch ein Auswanderungswilliger kann oder möchte nicht tatenlos zusehen, wie die Jahre vergehen, während er geduldig auf einen Erfolg bei der Greencard-Lotterie wartet. Es gibt noch zwei weitere Wege zur Greencard, die sind aber Glückssache: Wenn nicht zufällig ein Elternteil ein US-Staatsbürger ist, bleibt nur noch die Heirat mit einem US-Staatsbürger. Und nein, Scheinehen zählen hier nicht.
Wer die Geduld verliert und stattdessen überstürzt ein Visum beantragt, das nicht für Einwanderer gedacht ist, wie zum Beispiel ein Touristenvisum oder ein Studentenvisum, muss dafür Sorge tragen, dass auch seine Lebensumstände, Handlungen und Pläne klar darauf hindeuten, dass er keine Einwanderungsabsichten mehr hegt. Ansonsten läuft er Gefahr, dass sein Visum abgelehnt wird, was die Chancen des Bewerbers auf ein neues Visum, sei es nun ein Diversity oder ein anderes Visum, für mehrere Jahre zunichtemacht. Alle Visumbedingungen müssen vom Bewerber strikt eingehalten werden; so darf man mit einem Studentenvisum beispielsweise keine Arbeit aufnehmen.
Sogenannte vorübergehende Visa können eine Alternative bieten. Visa sind zwar zunächst zeitlich begrenzt, können aber später meistens verlängert werden. In einigen Fällen kann der Visahalter sogar eine Greencard beantragen. Deswegen ist es ratsam, durch ein Visum erstmal seinen Fuß in die Tür zu bekommen. Alles weitere, inklusive Greencard, folgt später!
Die traditionellen Visa stehen auch den bisher glücklosen Greencardbewerbern offen, können aber vom Ablauf her um Einiges komplizierter sein. Bevor man sie beantragt, sollte man sich gut darüber informiert haben, welche Bedingungen mit dem betreffenden Visum verknüpft sind, und sich auch darüber im Klaren sein, dass Verpflichtungen damit einhergehen. Außerdem ist man dabei immer abhängig von den Regelungen der Regierung, die sich bekanntlich auch mal ändern können.
Hier ist zunächst das E-2 Visum für Investoren zu nennen. Es kommt für alle Personen in Betracht, die beabsichtigen, in den USA einen Betrieb zu gründen und selbständig zu sein. Voraussetzung ist eine Mindestinvestition zwischen 120.000 und 150.000 US-Dollar sowie die sofortige Einstellung von mindestens einem US-Angestellten. Es gibt aber auch diverse Alternativen zu diesen Voraussetzungen. Ein E-2 Visum ist für 2 Jahre gültig und wird alle 2 Jahre verlängert, sofern die Firma Gewinn macht ist. Dies muss alle 2 Jahre mithilfe der US-Firmensteuererklärung nachgewiesen werden. Wer sogar 500.000 US-Dollar nachweislich investieren und 10 Mitarbeiter einstellen wird, kann ersatzweise die EB-5 Investment Greencard beantragen.
Das Visum kann erst genehmigt werden, wenn das Investment bereits erfolgt ist, die Firma ihren Betrieb aufgenommen hat und mindestens ein US-Bürger als Angestellter für das Geschäft arbeitet. Für die Firmengründung (LLC oder Incorporation) in den USA wird noch kein Visum benötigt. Läuft das Geschäft, kann der Antrag auf das E-2 Visum gestellt werden. Ehepartner und Kinder unter 21 Jahre beantragen Begleitvisa.
Für Angestellte gibt es demgegenüber das H1-B Visum. Es ist für qualifizierte Arbeitskräfte gedacht, denen ein Arbeitsangebot in den USA in ihrem Fachgebiet vorliegt. Mindestvoraussetzung für dieses Visum ist entweder ein Fachhochschul- oder ein vergleichbarer Abschluss. Auch ein Realschulabschluss aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz mit anschließender abgeschlossener Lehre in einem Fachgebiet, das viel Theoriekenntnisse erfordert, wird fast immer einem 4-jährigen US-Studium gleichgestellt und würde das Kriterium erfüllen. Ein H1-B Visum ist für 3 Jahre gültig und danach noch einmal für 3 weitere Jahre verlängerbar. Nach einem Jahr kann der Arbeitgeber für seinen Mitarbeiter dann einen Greencard Antrag stellen.
Wenn man von einer Firma gesponsert wird, bedeutet das allerdings zusätzliche Verpflichtungen auch für den Bewerber. Einwanderungswillige in die USA müssen dafür in der Regel über spezielle Qualifikationen verfügen, die sie für das Einwanderungsland interessant machten. Potentielle Arbeitgeber sind im Gegenzug dazu aufgefordert, dem amerikanischen Staat nachzuweisen, dass im eigenen Land kein passender Kandidat für die Stelle zu finden wäre – ein aufwändiges Unterfangen, das den einwanderungswilligen Bewerber für seinen neuen Boss verständlicherweise nicht attraktiver machte und in der Konsequenz etliche Unternehmen abschreckt, einen Einwanderer überhaupt als ernsthaften Bewerber in Betracht zu ziehen.
Es gibt neben den Visa für Familienangehörige von US-Bürgern außerdem auch noch besondere Visa für spezielle Situationen, zum Beispiel für Adoptionen von Kindern aus anderen Ländern, für kirchliche Mitarbeiter und für aus Iran oder Afghanistan stammende frühere Mitarbeiter der US-Regierung. Auch anerkannte Asylbewerber können eine Greencard erhalten.
Zusammenfassung
Die Greencard-Lotterie ist als Regierungsprogramm nicht in Stein gemeißelt – wenn sich die Mehrheiten in den Vereinigten Staaten ändern, kann sie trotz ihrer großen internationalen Beliebtheit erschwert oder sogar ganz abgeschafft werden. In Zeiten der Terrorismusbedrohung treffen Sicherheitsbedenken als Argument gegen dieses Programm auf offene Ohren. Ein Kompromiss mit den Republikanern im Senat kann bereits das Ende der Greencard-Lotterie bedeuten. Die Diversity Visa würden dann in ein breit angelegtes System überführt, das den Schwerpunkt der Visavergabe auf Kriterien wie berufliche Fähigkeiten und Ausbildung legt.
Dieser Ansatz ist in letzter Konsequenz sogar im Interesse der Visabewerber, denn nicht jedem, der mit einer Greencard in den USA lebt, geht es dort auch wirtschaftlich gut. Wer über wenig berufliche Fähigkeiten oder schlechte Englischkenntnisse verfügt, findet manchmal nur niedrig entlohnte Jobs, die ihn bestenfalls gerade eben über Wasser halten. Selbst viele berufstätige Amerikaner brauchen einen Nebenjob, um überhaupt über die Runden zu kommen. Wenn man berücksichtigt, dass Arbeitnehmer in den USA nur sehr wenig Urlaub bekommen, scheint für manchen das lang ersehnte neue Leben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten dann schnell nur noch aus Arbeit, Arbeit und noch mal Arbeit zu bestehen.
Bewerber werden auf den offiziellen Regierungswebseiten zum Diversity Visum wiederholt davor gewarnt, nach einem Gewinn in der Greencard-Lotterie schon alle Zelte abzubrechen, bevor sie das Visum in den Händen halten. Manch einer, der in Erwartung der Auswanderung bereits seinen Job gekündigt, Wohnung oder Auto verkauft und sogar den Flug in die USA schon gebucht hatte, weil er fest mit einem Visum rechnete, stand plötzlich vor dem Nichts, wenn das Visum dann doch nicht erteilt wurde.
Umgekehrt betrachtet sind es gerade der geringe Aufwand und die Unverbindlichkeit der Greencard-Lotterie, die es potentiellen Auswanderern erleichtern, den so wichtigen ersten Schritt zu tun, der die Maschinerie in Bewegung setzt. Die Bürokratie rollt langsam, und wer mit der Idee zunächst nur spielt, ohne konkrete Pläne machen zu wollen, hat nach einem Gewinn in der Lotterie immerhin mindestens ein bis zwei Jahre Zeit zur Gewissenserforschung, bis die Entscheidung “Auswanderung – ja oder nein?” irgendwann mal getroffen werden muss. Und diesen Schritt sollte man sich dann schon gut überlegen, denn wer die USA als Urlaubsland kennt und liebt, hat deshalb noch lange keine Vorstellung davon, wie schwer es fallen kann, sich auf Dauer in eine andere Kultur und Lebensweise einzufinden, wo fast jeden Tag neue Dinge und gegebenenfalls auch Probleme auf einen zukommen. Wer an einen einigermaßen geregelten Alltag gewöhnt ist, kann das schon als Stress empfinden. Da ist der lange Weg von der Greencard-Lotterie über das Visum bis hin zur Verlegung des Wohnsitzes, also der eigentlichen Auswanderung, sicher eine gute Teststrecke. “HarryH” bringt die Notwendigkeit, auch angesichts der Bürokratie mit ihren manchmal unerwarteten Anforderungen einen kühlen Kopf zu bewahren, im Auswandererforum auf den Punkt: “Allen denjenigen, die sich mit dem Gedanken auseinandersetzen, in die USA auszuwandern, kann ich nur raten, einfach Schritt für Schritt alles anzugehen. Es muss nicht alles auf einmal durchgeplant werden. Recherche ist zwar immer wichtig, versucht dabei aber, möglichst viel über offizielle Seiten zu erfahren – auch wenn es manchmal mühselig ist, die Ausdrucksweise der amerikanischen Government-Seiten oder Formulare zu verstehen.”
Euer Team Traumauswandern.de