Seit einiger Zeit bin ich bei Facebook in einigen „Auswanderer-Gruppen“ aktiv, um mein Ohr nach stärker für die Belange von Menschen zu öffnen die auswandern wollen oder bereits ausgewandert sind. Ich lese viele Posts der unterschiedlichen Mitglieder, kommentiere aber dann doch sehr wenig, weil keine echten Fragen gestellt werden. Es werden Infos eingefordert, aber oft rudimentär und dann wird oft und viel über das „Auswandern“ als solches diskutiert.
Einige Diskussionen sind mir tatsächlich ein wenig ans Herzen gegangen, es waren die Diskussionen bei denen es um nicht so tolle Eigenschaften der Menschheit geht: Neid und Missgunst. In der neuen Heimat wird man mit Ihnen von „Gestrandeten“ oder „Stehen Gebliebenen“ konfrontiert und in der alten Heimat vielleicht von denjenigen, die gerne auch etwas anderes hätten. Und immer wieder lese ich damit verbunden die Begriffe „Auswanderer“ und „Auswandern“ – und ich?
ICH BIN ES LEID!
Löst euch doch bitte alle von diesen Begriffen. Wir leben in 2015, die Welt ist globalisiert und das Leben in einem anderen Land ist bei weitem nichts exotisch mehr. Auswandern ist nichts für immer und viele junge Leute gehen bewusst 2-3 Jahre im Ausland arbeiten, um wichtige Erfahrungen für ihr Leben zu sammeln.
Vergesst den Scheiß, dass es irgendwo besser ist nur weil dort die Sonne scheint und Palmen wachsen und vergesst den Satz „Woah in Deutschland ist alles so schlecht, deshalb bin ich weg“. Überall kann es es geil sein, wenn man es sich geil macht.
Es hat seinen Reiz in einer anderen Kultur zu leben und neue Erfahrungen zu machen, aber um Gottes Willen, die Leute die sich meist öffentlich zu Wort melden, verzerren oft die Dinge, warum Sie aus Deutschland weg sind. Sie vertuschen im Kopf oft die echten Gründe und ebenso den Fakt, dass sie genauso woanders in Deutschland glücklich geworden wären. Denn umziehen und ein neues Leben anfangen, das kann man auch in Deutschland – aber, ja klar, genauso in Spanien, den USA, Australien, Polen oder auf Madagaskar.
Ich selbst habe zum Beispiel gerade ein ganz tolles Leben in Deutschland und auch wenn ich viel reise, möchte ich derzeit nirgendswo anders sein auf der Welt, weil ich mich hier derzeit einfach zu Hause fühle. Und ich sehe gerade tatsächlich auch nichts Schlechtes an Deutschland – zumindest aus meiner subjektiven Sicht.
Und Neid und Missgunst treffen euch überall auf der Welt, weil wir Menschen so sind. Hast du es in Spanien geschafft und zum Beispiel einen gewissen Wohlstand erreicht, dann werden die Spanier über dich lästern, weil du keiner von Ihnen bist und die anderen Auswanderer, weil sie es dir neiden – leb‘ damit. In Deutschland hast du meistens nur Deutsche Neider, davon aber genauso viele! 🙂
Und es ist auch nicht schlimm – es ist dein Leben, störe dich nicht an den Sachen, die andere von dir sagen oder von dir erwarten. Das ist deine Show & dein Moment, den du nie wieder haben wirst, ein Theaterspiel an dem am Ende der Vorhang fällt ohne Zugabe – darf ich vorstellen: das Leben!
Meine Großmutter hat mir letzte Woche einen guten Satz gesagt: „Das Leben ist verdammt lang, aber auch kurz – mache einfach das was dir Spaß macht!“. Das Leben ist kurz, zu kurz um sich mit Banalitäten aufzuhalten, was andere über euch denken oder sagen. Es ist euer Leben, nehmt es in die Hand und übernehmt Verantwortung dafür. Und das Leben ist lang, lang genug um all das Schöne zu genießen, die Welt zu bereisen, einzutauchen in eine Faszination an unterschiedlichen Möglichkeiten und Wegen, die ihr gehen könnt oder eben nicht.
Befreit euch davon den heiligen Gral zu suchen, sondern genießt die Möglichkeit, die vor euch liegt. Ein Leben im Ausland, eine lange Auszeit, der Aufbau eines Geschäfts – was immer euch antreibt und was euch Freude macht, genießt es für euch. Und teilt diese Freude (trotz allen Neidern) mit euren Freunden und Liebsten, denn es ist immer wieder schön Menschen zu sehen, die einfach nur glücklich sind, die im hier und jetzt sind und weder anderen etwas neiden, noch sich über Neider den Kopf zerbrechen.
Euer,
Patrick