Viele Auswanderer stellen sich zum Anfang ihres Abenteuers immer eine Frage „Soll ich es wirklich machen?“ – Nein Scherz, klar diese Frage stellen Sie sich auch aber viel entscheidender ist für viele Auswanderer die Frage: Wohin Auswandern? Oft werden die Fragen aus persönlichen Vorlieben und/oder Erfahrungen beantwortet. Wer zum Beispiel immer wieder in Spanien Urlaub macht, sich schon seit einiger Zeit für die Kultur interessiert und die Sprache interessant findet, der wird höchstwahrscheinlich entweder nach Spanien oder in ein spanisch sprechendes Land auswandern.
Meike vom Work und Travel Neuseeland Blog (im Übrigen sehr zu empfehlen) hat sich der Frage gestellt ob nun Australien oder Neuseeland besser für Work und Travel Touristen ist. Viele der von Ihr angesprochenen Punkte können von Work&Travel Touristen auch auf Auswanderer bezogen werden. Meike lebt nun schon seit drei Jahren in Neuseeland, nachdem Sie in Neuseeland 1Jahr mit dem Work&Travel Visum unterwegs war.
Aus Sicht der Auswanderer in beide Länder möchte ich gerne von Meikes Beitrag folgende Punkte herauspicken:
- Unterschied in Klima und Geographie
- Wettbewerb unter Backpackern (in unserem Fall Auswanderer)
- Gehälter und Lebenshaltungskosten
- Und möchte gerne noch um einen Punkt ergänzen:
- Einwanderungspolitik beider Länder
- Unterschiede in Klima und Geographie
Obwohl Australien und Neuseeland nah beieinander liegen und oft von uns dummen Europäern für ein und dasselbe gehalten werden gibt es doch gravierende Unterschieder der beiden Länder, vorallem in Hinblick auf das Klima und die Geographie beider Länder. Vielleicht mögen die beiden Punkte für Auswanderer auf den ersten Blick zweitrangig erscheinen aber Sie sind für das wohlfühlen in der Heimat von außerordentlicher Bedeutung.
Nehmen wir zunächst das Klima in Australien und Neuseeland. Australien bietet das ganze Jahr über Sonnenschein. Dabei heißt dies auch auf der anderen Seite, das gerade der Sommer ziemlich heiß wird. Wer dies eher nicht mag, der sollte lieber nach Neuseeland gehen, denn hier ist das Klima eher europäischer, das heißt die klassischen Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Die Temperaturschwankungen in den Jahreszeiten sind vor allem davon abhängig ob ihr euch auf der Nord- oder Südinsel aufhaltet. In Teilen der Nordinsel herrscht nämlich subtropisches Klima mit einer Jahresdurchschnittstemperatur für die Nordinsel Neuseelands von 15° Grad. Auf der Südinsel von Neuseeland wiederum herrscht ein gemäßigtes Klima (ähnlich zu vergleichen mit Deutschland) mit einer Durchschnitttemperatur von 9°. Lasst euch aber von letzterer Zahl nicht verrückt machen, denn in die Analyse fließt natürlich auch die gesamte Berglandschaft etc. ein. Zur Erinnerung Deutschland hatte in den letzten 10 Jahren über alle Bundesländer hinweg ein Jahresdurchschnitt von 9,2°.
Diese großen Unterschiede in der Temperatur rühren natürlich auch von einer Grundsätzlich anderen Geographie. Neuseeland ist im Gegensatz zu Australien…
Wettbewerb unter Auswanderer
Beide Länder sind ersteinmal generell klassische Einwanderungsländer und sind von Einwanderern stark geprägt und vor allem mit gestaltet. Beide Länder verdanken ihre wirtschaftlich Kraft zum großen Teil Fachkräften aller Branchen aus dem Ausland, denn über viele Jahre war die Migration für beide Länder die einzige Möglichkeit qualifizierte Fachkräfte zu erhalten. Nun hat sich in den letzten Jahren aber ein wesentlicher Unterschied ergeben: Australien ist unter Ausländern (auch Auswanderern) total cool und hip geworden. Was sich auf den ersten Blick plakativ anhört hat einen enormen Einfluss auf die Arbeitssuche, denn auch der Arbeitsmarkt reagiert auf zwei einfache Faktoren: Angebot und Nachfrage. Da immer mehr potentielle Einwanderer in das Land strömen und versuchen sich einen Job zu besorgen gibt es natürlich mehr Wettbewerb unter den Einwanderern selbst. Hier denke ich persönlich, dass bei einer normalen Stellenausschreibung für das Jobinterview einen Split von 90-10 bis 70-30 unter Einheimischen und Einwanderer haben. Ihr seht, der Platz um in die entscheidende Phase der Jobsuche zu kommen ist sowieso schon ziemlich gering – mehr Wettbewerb verstärkt dies nur noch.
Ein weiteres Problem stellen für klassische Auswanderer zu einem kleinen Teil auch die Backpacker dar (bin gespannt was Maike dazu sagt :-)). Denn der Backpacker hat sich in den letzten Jahren aus meiner Sicht stark verändert. Waren es vor 10 Jahren noch immer mehr Studenten, sind unter Ihnen auch qualifizierte Fachkräft. Und waren vor 10 Jahren die Jobmöglichkeiten als Backpacker noch stark auf das „Fruit-Picking“ ausgerichtet, findet man heute schon Jobs aus allen möglichen Bereichen, wie Marketing, Vertrieb, Büroaktivitäten etc. Dies sind meistens Positionen, die einen den Einstieg im Ausland erleichtern, z.B. durch Kontakte die man neu gewinnt oder schlicht und ergreifend weil man einen guten Job macht und die mit einer neuen Stelle belohnt wird.
Wenn diese Stellen nun auch von Backpackern besetzt werden, die nicht weniger qualifiziert sind als man selbst (ich persönlich halte im übrigen viele Studenten für genauso qualifiziert), dann wird der Kampf und die Stellen natürlich noch ausgeprägter.
Da Australien derzeit ein wenig hipper ist als Neuseeland ist hier mit einem höheren Konkurrenzkampf zu rechnen, als in Neuseeland (aber Vorsicht in Neuseeland gibt es natürlich auf weniger Stellen :-)). Ein anderer wesentlicher Punkt ist das Neuseeland derzeit Arbeitskräfte verloren gehen, was mich auch gleich zum nächsten Punkt bringt.
Gehälter und Lebenshaltungskosten
Denn immer mehr Neuseeländer wandern selber nach Australien aus, Grund dafür sind wesentlich die besseren Gehälter in Australien. Diese bezieht sich natürlich nicht auf alle Bereiche und Branchen und auch in Neuseeland können noch konkurrenzfähige Spitzengehälter erzielt werden. Durch diese Verschiebung besteht aber auf dem neuseeländischen Arbeitsmarkt ein Bedarf an Arbeitskräften, der am schnellsten mit Einwanderern gefüllt werden kann.
Bei den Gehältern müssen in beiden Ländern gewisse Abstriche gemacht werden, aber hier rate ich persönlich zur Vorsicht vor einer Verallgemeinerung dieses Faktes. Ein absoluter Spezialist der in einer Nachfragestarken Zeit mit geringen Angebot im Markt auftaucht, kann sogar ein besseres Gehalt als in Deutschland erzielen zumindest seinen Lebensstandard erhöhen. Generell sind die Lebenshaltungskosten in beiden Ländern niedriger als in Deutschland, aber hier kommt es ganz stark darauf an, was man selber gewöhnt ist. Wer in München lebt, der lacht über umgerechnet 900€ Miete für eine 4-Zimmer Wohnung, wer aber in anderen Regionen Deutschlands lebt, wird womöglich enttäuscht sein, dass die Preise für die wichtigen Dinge, doch ziemlich gleich sind.
Daher sollte vor einer Auswanderung jeder einzelne genau berechnen, wie sich sein neues Verhältnis zwischen dem neuen Gehalt und den neuen Lebenshaltungskosten durch die Auswanderung entwickelt. Dazu kann man online bereits nach Wohnungen stöbern um ein erstes Gefühl für die Kosten zu bekommen, gleiches gilt für andere Kosten wie Strom. Dagegen wird dann das neue Gehalt gestellt, dazu schaut euch einfach die verschiedenen Stellenausschreibung an und nehmt, um sicher zu sein, die niedrigste Gehaltsstufe an (die meisten Stellen haben eine „von – bis“ Angabe).
Einwanderungspolitik beider Länder
Wie ich bereits oben erwähnt habe ist Australien zur Zeit ziemlich hip, das heißt auch, dass sich viele Ausländer darum bemühen in das Land zu kommen. Dies hat zu einem wahren Überschuss an potentiellen Einwanderern geführt. Dies hat sich wiederum die jetzigen Regierung zu nutzen gemacht (klassischer politischer Schachzug) um die Einwanderungspolitik zu schärfen und damit Australien wieder mehr Arbeit zu geben.
In Neuseeland ist die Einwanderungspolitik zwar weiterhin strikt aber die Regierung weiß um die Wichtigkeit von Migranten für die Neusseeländische Wirtschaft und wird daher weiterhin qualifizierten Fachkräften die Türen offen halten.
Fazit
Ich persönlich denke, dass am Ende wichtig ist, was man selber für sich will. Jedoch ist es wichtig vor der Auswanderung einen klaren Überblick zu behalten und bloß keinen „Wenn alle in den Brunnen springen“-Ansatz zu verfolgen (wie derzeit bei Australien :-)). Beide Länder, Australien und Neuseeland, bieten für jeden etwas anderes und viel gemeinsames. Ich hoffe der der Überblick hat euch dennoch gefallen auch wenn es kein klares Ergebnis gibt 🙂