Auswandern ist mit vielen einzelnen Schritten verbunden: Von der ersten Idee übers Informationen sammeln, zur Planung und während der Durchführung. Es dauert meistens länger, braucht Eigeninitiative und Motivation und will daher gut überlegt sein. Um euch dabei zu helfen habe ich heute 4 Fragen gesammelt, die sich jeder einmal stellen sollte, der darüber nachdenkt ins Ausland zu ziehen.
Warum will ich auswandern?
Dieser Schritt wird oft übersprungen, ist aber ganz wichtig! Es kann nämlich sein, dass man im Ausland etwas sucht, dass es dort garnicht gibt, aber auch, dass die Wahl auszuwandern eine ganz hervorragende ist. Von daher ist es immer gut sich zu fragen: Wofür mach ich das eigentlich?
Ich habe schon Leute gesehen, die nach einer beendeten Beziehung oder einer Kündigung möglichst weit weg wollten. So eine Flucht nach vorne kann ja auch etwas ganz Tolles sein, wenn der- oder diejenige sich im Klaren ist, was sie da tun. Gleich Auszuwandern würde ich persönlich in solchen Fällen jedoch eher einmal hinten anstellen und einen Ortswechsel zum Ausprobieren vorschlagen. Das ist grundsätzlich immer eine gute Idee, denn so gibt man sich selbst Zeit eine gute Entscheidung zu treffen, ohne überstürzt zu handeln.
Wer hingegen schon seit Jahren von einem Land schwärmt, schon dort war (vorzugsweise auch zu verschiedenen Jahreszeiten und länger) und gemerkt hat: „Mensch, dass isses für mich!“ Der kann seine Entscheidungen wesentlich leichter auf eine gute, solide Grundlage stellen.
Wie soll es dort sein, wohin ich auswandere?
Diese Frage ist vor allem interessant für diejenigen, die noch nicht genau wissen wo es hingehen soll. Vielleicht hat man Fernweh, oder möchte etwas neues ausprobieren, vielleicht geht es darum Fähigkeiten zu erlernen, Erfahrungen zu sammeln und als Person zu wachsen. Das Auswandern dauert allerdings meist für viele Auswanderer mehrere Jahre und von daher ist es wichtig vorher zu wissen, wo man sich wohlfühlt. Auf den ersten Blick kann das ganz einfach wirken: Mag ich es kalt oder warm? Berge oder Strand? Metropole oder Kleinstadt? Aber geht man der Frage nach, merkt man, wie viele Details sich dabei ergeben können. Von der Frage wie das Klima sein soll, geht es zum Beispiel zur Kultur.
In verschiedenen Kulturen halten die Menschen einen unterschiedlichen Abstand zueinander, sprechen lauter oder leiser, haben manchmal Traditionen, an die man sich (zumindest in der Öffentlichkeit) halten sollte, oder einfach ganz spezielle Wesensarten. Natürlich sind Klischées wie das vom zurückhaltenden Japaner, vom pünktlichen Deutschen oder vom selbstbewussten Brasilianer eben genau das: Klischées. Trotzdem wird man wahrscheinlich als laut lachender und extrovertierter Mensch in Japan wesentlich mehr auffallen, als in Mexiko und als ordnungsliebender Mensch die Genauigkeit der Schweizer Formulare genießen, die man so nicht auf den Straßen in Indien finden wird. Und das alles kann wunderbar zu einem passen, oder eben auch nicht. Von daher nimmt man sich am besten vorher die Zeit um sich solche Fragen zu stellen und schaut es sich auch vor Ort an.
Wie werde ich das finanzieren?
Natürlich werden sich die meisten, die ans Auswandern denken, Gedanken über die Finanzierung machen. Hierbei ist es gut einerseits einmal eine Liste zu machen, welche Kosten auf einen zukommen. Von den Anträgen über die Umzugskosten, von den Flugtickets zu den Kosten bei der Ankunft, vieles wird einem erst deutlich, wenn man anfängt die Informationen zusammen zu tragen. Andererseits ist es auch besonders wichtig sich mit den Gesetzen und Möglichkeiten zum Geldverdienen am Zielort auseinander zu setzen.
Wer zum Beispiel nach Kanada auswandern möchte, wird wahrscheinlich ein anderes Sparschwein füllen wollen, als wenn man sich für Thailand entschieden hatte. Auch das Arbeitsangebot ist teilweise ganz unterschiedlich.
Als Deutscher mit einigermaßen brauchbaren Englischkenntnissen kann man z.B. in vielen Teilen der Welt Englischunterricht in örtlichen Sprachschulen geben. Das macht normalerweise niemanden reich, kann aber eine sanftere „Landung“ in der neuen Heimat bedeuten, als ein Beginn in der Arbeitslosigkeit, die ja viele Menschen als unangenehm und energieraubend empfinden. Viele dieser Länder haben relativ niedrige Eintrittsschwellen für Touristen und Zuwanderer und niemand schaut bei eurer Einreise auf euer Konto daheim. Das heißt natürlich nicht, dass ihr notwendigerweise einfach hinfahren und arbeiten dürft.
In Kanada wird es dagegen vielleicht einfacher sein, eine (nach deutschen Standards) gut bezahlte Stelle im IT-Bereich zu finden, als in Thailand. In den USA wiederum beispielsweise, werden sicher keine Deutschen als Englischlehrer gesucht und es kann sein, dass man an der Grenze wieder heimgeschickt wird, wenn man ohne Arbeitsvisum kommt, zuhause keine Arbeit hat und illegale Zuwanderung befürchtet wird. Wollt ihr stattdessen nach China, solltet ihr bestimmt ebenfalls die Gesetze und Möglichkeiten kennen, damit ihr wisst wie ihr in Zukunft euren Lebensunterhalt verdient.
Was ist mein Plan?
Lasst euch von diesen Fragen nicht unterkriegen! Im Gegenteil, sie helfen euch zu mehr Klarheit über euch selbst, eure Motivationen und Bedürfnisse im Leben und auch dabei, ein erfülltes Leben zu führen! Daher kommt, wenn ihr wisst was ihr wollt, euer Plan an die Reihe. Und wenn ihr noch nicht weisst was ihr wollt, macht doch einfach zu eurem Plan, besser Bescheid zu wissen.
Eines gleich vorneweg: Euer Plan wird sich ändern (müssen). Das Leben spielt nie zu 100% nach den Wünschen eines Einzelnen und es lässt sich einfach nicht vorhersagen was die Zukunft bringt. Wenn ihr das gleich von vorneherein akzeptiert, seht ihr Veränderungen, die ganz sicher eintreten werden, als Normalität, anstatt als Steine auf dem Weg.
Der Plan sollte beinhalten:
- was konkret euer Ziel ist,
- eure Gründe, warum ihr das wollt,
- eure Strategie, um eure Ziele zu erreichen,
- Phasen, Etappen und Schritte, die ihr für wahrscheinlich haltet,
- und den Schritt, den ihr gleich jetzt tun könnt, um anzufangen!
Mit so einem Plan fahrt ihr gut, weil er sich auf die Realität bezieht, dabei (unerwartete) Veränderungen akzeptiert, er hinsichtlich eurer Fortschritte überprüfbar ist und immer mindestens einen nächsten Schritt beinhaltet, den ihr ganz real gehen könnt.
Ich hoffe ich kann euch mit diesen „4 Fragen, die sich jeder Auswanderer einmal stellen sollte“ weiterhelfen! Vielleicht ist euch ja nun auch selbst noch die eine oder andere Frage eingefallen, die einem beim Auswandern helfen kann. In diesem Fall, schreibt sie gerne in die Kommentare!
Euer,
Patrick